So betitelt war der Aufruf für die Menschenkette zum Schutz von Demokratie am 3. Februar 2024. Ich habe mir vorgestellt, was das konkret heisst, eine Brandmauer zu sein. Brandmauern wurden gebaut, damit ein Feuer nicht von einem Haus auf ein anderes überspringen kann. Sie sollen standhalten. Sie müssen also stabil sein und dürfen keine (Schlupf-)löcher haben, durch dass das Feuer hindurch züngeln kann. Wenn wir Menschen die Brandmauer sind, dann brauchen wir Stabilität, die keinen Millimeter weicht. Vielleicht war es deswegen eine Kundgebung und keine Demo oder war deswegen, die da neben angemeldete Demonstration zur AFD Parteizentrale so klein?
Auf der Kundgebung war reges Kommen und Gehen, ein Praktizieren von Brandmauern habe ich nicht gesehen. Aber Stabilität kann z.B. auch durch Verwurzelung entstehen. Ich kann mir vorstellen, ich bilde Wurzeln in die Erde und nichts kann mich umwerfen. Auch das konnte ich nicht Erkennen. Doch vielleicht war das nur dem Umstand geschuldet, dass dort so viele Menschen waren.
Zurück zu meiner Frage, was es heisst eine Brandmauer sein, also zu verkörpern: Ich muss also so fest im Boden stehen, dass ich auch eine Feuersbrunst aushalten kann. Das heisst, die Flammen züngeln an meiner Kleidung und an meinem Körper. Es wird sauheiß und ich habe vielleicht gar das Gefühl zu verbrennen und trotzdem bleibe ich stehen. Das erinnert mich daran, dass im Mittelalter, die weisen Frauen als Hexen oft auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Sie wurden an einen Pfahl gefesselt und das Feuer wurde um sie herum geschurrt. So konnten sie nicht weglaufen und verbrannten. Anders bei der Brandmauer, sie steht, auch wenn das Feuer erloschen ist. Was für ein Wissen und was für eine Gesellschaft mit den Hexen verbrannt wurde, ist auch eine wichtige Frage, die tatsächlich auch ein bisschen mit dazugehört, wenn wir die Frage stellen, auf welchen Fundamenten unsere Gesellschaft heute steht.
Doch zurück zur Brandmauer: Warst Du letzten Samstag dort und hast Du praktiziert, Brandmauer zu sein? Oder wenn nicht, kannst Du es Dir jetzt vorstellen, eine Brandmauer zu sein oder zu werden? Und möchtest Du eine Brandmauer werden, um die Demokratie zu schützen? Beantworte das für Dich zusammen mit der Verkörperung einer Brandmauer.
Die Brandmauer ist zum Schutz der Demokratie. Der Demokratie, in der wir leben. Wie stehe ich in der Brandmauer, wenn die Politiker*innen, die gewählt wurden, um meine und deine Meinungen zu vertreten, eine Politik machen, die anders ist, als für das, was sie gewählt wurden. Wie fühlt sich das an, wie verändert das deine Standfestigkeit, deine Möglichkeit Brandmauer zu sein?
In meiner persönlichen Verkörperungserfahrung, erlebe ich, wie es mir den Boden unter den Füßen wegzieht und meine Stabilität ins Wanken gerät.
Brandmauer sollen wir ja nicht nur auf der Kundgebung sein, sondern eigentlich jetzt in jedem Moment, oder? Gar nicht mehr in dieser Brandmauer stehen möchte, wenn ich am Morgen das Radio z.B. Deutschlandradio einschalte und bestimmte Politiker*innen vorzugsweise aus der FDP und CDU interviewt werden. Hier habe ich den Impuls wegzulaufen, so weit weg, wie es geht von diesen Worten, die so menschenverachtend sind und eine Politik vorschlagen, die allein für eine Klientel mit einem höheren Einkommen bestimmt ist und diesen Planeten gerade vor die Wand fährt. Aber weglaufen geht nicht. Also wenigstens mir die Ohren zuhalten, um die menschenverachtende Worte nicht mehr hören zu müssen. Oder einfach das Radio wieder ausmachen! Das ist zu meiner Praxis geworden, wenn im Radio ein bestimmter Ton vorherrschend wird. Hiermit schicke ich einen kleinen Aufruf an Deutschlandradio, sich an ihren Auftrag zu einer pluralistischen Berichterstattung zu erinnern.
Die Brandmauer sei längst gefallen, da die Polemik der AFD von vielen Teilen der Politik bereits übernommen wurde und die Presse ihr übriges dazu beiträgt.
Wenn ich jetzt im Detail darauf eingehen würde, würde dieser Text noch sehr lang werden, deswegen nenne ich jetzt nur die faktische Aufgabe des Asylrechtes und die Zustimmung zur GEA als eine rassistische Politik, die Menschen tötet. 2300 Menschen sind laut Angaben im letzten Jahr im Mittelmeer ertrunken. Wie hoch ist wohl die Dunkelziffer?
Zurück zu den Bild der Brandmauer.
Wenn die Brandmauer schon gefallen ist, wie können wir sie denn wieder aufbauen oder überhaupt bauen? (Jetzt mal unabhängig von der Frage, ob das Bild der Mauern so ein gelungenes ist. Die Mauer um Europa beispielsweise tötet Menschen.)
Wir sind die Brandmauer und wollen Faschismus verhindern. Wenn ich in das Verhindern von Faschismus hinein fühle, entsteht große Klarheit. Das geht anderen vielleicht ebenso und bringt deswegen eventuell so viele Menschen auf die Straße. Das NEIN zu Faschismus mit seiner menschenverachtender Politik und dem, was Faschismus verkörpert, wie komplette Hörigkeit, Überwachung, Verlust von Vielfalt, Verfolgung und Vernichtung Andersdenkender,… Das NEIN zu Faschismus scheint ein gemeinsames Fundament zu sein, auf dem die Brandmauer stabil stehen könnte.
Und wie sähe ein JA aus zu einer Demokratie, in der die Menschen wirklich beteiligt sind und nicht tatenlos zusehen müssen, wie eine Politik gemacht wird, die sich nicht einstellen kann, auf die Veränderungen, die wir jetzt brauchen, damit dieser Planet noch lebenswert bleibt. Ja zu einer Gesellschaft, in der Menschen miteinander und füreinander sind. Könnte das dann heissen, wir brauchen Gespräche und Diskussionen darüber, wie wir Demokratie und unsere Gesellschaft gemeinsam gestalten, damit nicht nur die Brandmauer gegen den Faschismus stabil ist, sondern Menschen, sich gehört, gesehen und akzeptiert und respektiert fühlen? Könnte das ein Aufruf an die Politik, aber auch an die Presse sein, dieses anzuregen?
P.S. wer somatisch interessiert ist, am 11.2. beginnen wir, der AKS, mit unser Veranstaltungsreihe: Warum Kritische Somatik? 18h30 SomatischeAkademieBerlin
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